Betreibt, wer nach den Gründen des
Terroranschlags gegen die USA
fragt, dessen Rechtfertigung? Eine
kleine Chronik der
gewalttätigen US-
Außenpolitik seit 1945
- eine chronik des
-US"terrors"- (ab 1945)von
Conrad Schuhler
aus konkret
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Betreibt, wer nach den Gründen des
Terroranschlags gegen die USA
fragt, dessen Rechtfertigung? Eine
kleine Chronik der
gewalttätigen US-
Außenpolitik seit 1945
1945, Deutschland: Der US-Ge-
heimdienst CIC baut aus Speziali-
sten der SS und Nazi-Kollaborateu-
ren eine Söldnerarmee von
35.000 Mann für
den Guerillaeinsatz gegen die Sowjetunion
auf
Erstmals kommen sie in den Karpaten
zum Einsatz, wo sie ebenso
erfolglos blei-
ben wie die 1.200 Mann, die zu Beginn des
Koreakrieges 1950 in der Sowjetunion abge-
setzt werden, um durch
Sabotageakte eine
»Volkserhebung« zu initiieren. Die CIC
übernimmt
die Nazi-Spionagabtei lung
»Fremde Heere Ost« als »Organisation Geh-
len« und beginnt mit ihrer Hilfe eine zielge-
naue Sabotage- und
Destabilisierungsstrate-
gie in Osteuropa. Die »Organisation Geh-
len« wird später später als »BND Bundes-
nachrichtendienst« der
offizielle Geheim-
dienst der Bundesrepublik Deutschland. Zu
den
zahlreichen SS- und Gestapo-Speziali-
sten, die vom US-Geheimdienst
übernom-
inen und vor Verfolgung geschützt werden,
gehört auch
Klaus Barbie, der von Lyon aus
die Deportation der französischen Juden
in
die deutschen Vernichtungslager organisiert
hatte.
1951
wird Barbie von der CIA unter
dem Namen »Klaus Altmann« nach Bolivi-
en gebracht, von wo aus er im CIA-Auftrag
Todeskommandos gegen
linke Politiker und
Gewerkschafter in ganz Lateinamerika diri-
giert.
1945/49, China: Im chinesischen
Bürgerkrieg greifen die
USA auf der Seite
Chiang Kai-sheks gegen die Kommunisten
ein. Dazu
setzen sie japanische Soldaten ein,
die sie nach der Kapitulation im
Zweiten
Weltkrieg gefangen genommen haben.
1945/53, Philippinen: Gegen die
linksgerichteten Huks gehen
US-Truppen
schon zu der Zeit vor, als die philippini-
schen
Widerstandskämpfer noch gegen die
japanischen Invasoren kämpfen. Nach
dem
Krieg werden die Huks brutal niederge-
schlagen. Die USA
setzen eine Reihe von
Marionetten ein, schließlich machen sie Fer-
dinand Marcos zum starken Mann.
1947/48, Italien: Die US-Geheim-
dienste rüsten die Mafia als
Terrorgruppe
der Rechten gegen Kommunisten und Sozia-
listen auf
Zu diesem Zweck werden zusätz-
liche Gangsterspezialisten aus den USA
nach Italien gebracht.
1946/49, Griechenland: Zusam-
men mit britischen Truppen sorgen
US-Ein-
heiten und US-Waffen im »griechischen
Bürgerkrieg« für die
Niederlage der antifa-
schisti schen Widerstandsbewegung, die im
Kampf gegen die deutsche Besatzung die
Hauptlast getragen hatte.
Die CIA baut die
berüchtigte interne Sicherheitspolizei KYP
auf
1950, USA: Der Nationale Sicher-
heitsrat (NSC) legt unter dem
Aktenzeichen
NSC 68 eine neue Sicherheitsstrategie vor,
wonach
revolutionäre Veränderungen in der
Welt nicht auf
binnengesellschaftliche Ursa-
chen, sondern auf den »Sowjetimperialis-
mus« zurückzuführen seien. Auf der Grund-
lage von NSC 68
stationieren die USA über
eine Million Soldaten auf 675 Militärbasen
in Ubersee. Bis 1975 kommt es weltweit zu
215 militärischen
Interventionen der USA.
1950, Puerto Rico: US-Kom-
mandotruppen schlagen eine Rebellion für
die nationale Unabhängigkeit nieder.
1950/53, Korea: Im Konflikt zwi-
schen dem kommunistischen
Nordkorea und
der Syngman-Rhee-Diktatur in Südkorea in-
tervenieren die USA auf der Seite des Sü-
dens und setzen dafür
die Zustimmung im
UN-Sicherheitsrat durch. Die US-Luftwaffe
zerstört fast 120.000 Einrichtungen in Nord-
korea. Der
Sprengstoffeinsatz der USA ent-
spricht fast der Hälfte aller von den
USA im
Zweiten Weltkrieg verwendeten Bomben
und Munition. In
Südkorea kommen über
500.000, in Nordkorea über zwei Millionen
Menschen ums Leben.
1953, Iran: Die gewählte Regie-
rung Mossadegh hat 1951 die
Verstaatli-
chung der Anglo-Iranian Oil Company be-
schlossen. Im
August 1953 wird sie in einer
Volksabstimmung mit 99,4 Prozent der
Stimmen bestätigt. Zwei Wochen später
führt das von der CIA
ausgebildete und kon-
trollierte Offizierskorps einen Putsch durch.
Die zuvor englischen Ölfirmen werden von
einem US-Konsortium
übernommen. Die
USA holen den Schah ins Land zurück und
liquidieren die iranische Demokratie.
1954, Guatemala: Die CIA organi-
siert den Putsch gegen die
rechtmäßige Re-
gierung Arbenz in Guatemala, die im Rah-
men der
Bodenreform die US-Firma United
Fruit Company verstaatlichen will.
Unter
der von der CIA ins Amt gehievten Militär-
diktatur werden
140.000 Indios umgebracht
oder verschwinden spurlos.
1956, Agypten: US-Regierung und
CIA wollen die Herrschaft von
Präsident
Nasser destabilisieren, der sich zu einem der
Führer der
blockfreien Länder aufge-
schwungen hat. Im Juli 1956 ziehen die
USA ihre Anleihe für den Assuan-Stau-
damm zurück, das zentrale
Projekt zur Ent-
wicklung der ägyptischen Landwirtschaft.
Daraufhin kündigt Nasser die Verstaatli-
chung des Suezkanals an,
um selbst über die
Gebühren zu verfügen. England, Frankreich
und
Israel greifen Ägypten in konzertierten
Militäraktionen an. Im Gefolge
der »Suez-
Krise« übernehmen die USA die Rolle der
Nummer eins im
Nahen Osten, die bis dahin
England gespielt hatte.
1958, Libanon: 14.000 US-Mari-
nes besetzen das Land.
1961, Kuba: Am 1.1.1959 hat sich
die von Fidel Castro geführte
Revolution ge-
gen den Diktator Batista endgültig durchge-
setzt.
Als die Revolution ihr Versprechen
wahrmachen und den Großgrundbesitz
re-
duzieren will, wird Kuba von den USA mit
einem Embargo und
vielfältigen Sabotage-
aktionen überzogen.
Im März 1960 wird der
französische Frachter »Coubre« im Hafen
von Havanna von CIA-Agenten in die Luft
gesprengt; 81 Menschen
kommen ums Le-
ben, über 300 werden verwundet. In Guate-
mala
trainiert die CIA eine Söldnerarmee,
die im April 1961 die Invasion in
der
Schweinebucht im Osten Kubas unter-
nimmt. Zwei Tage zuvor
haben US-Flieger
die Abwehrstellungen der Kubaner bombar-
diert.
Die Schiffe zum Transport von Söld-
nern und Waffen werden vom
US-Großkapi-
tal, vor allem von der United Fruit Company
finanziert, die größter Grundbesitzer im
vorrevolutionären Kuba
gewesen war. Als
die Invasion scheitert, gehen die USA zu ei-
ner
scharfen Blockadepolitik über, die Kuba
nach dem Wegfall der
sozialistischen Länder
in akute Versorgungsnot bringt.
1961, Kongo-Zaire: CIA-Söldner
ermorden den ersten nachkolonialen
Präsi-
denten Lumumba, der eine antiimperialisti-
sehe Position
bezogen hatte; die Söldner-
truppen übernehmen nach und nach die
Macht; 1965 wird Mobutu Präsident von
Gnaden der USA, der ein
Jahrzehnte
währendes Schreckensregiment errichtet.
1962, Laos: Obwohl das Genfer
Abkommen die Anwesenheit
ausländischer
Truppen in Laos verbietet, baut die CIA im
Auftrag
der Kennedy-Regierung eine gehei-
me Armee, »L´Arme Clandestine«, auf
die
auch in Vietnam eingreift. Ihr gehören
35.000 Angehörige der
opiumanbauenden
Bergstärnme an. Die Kosten der Armee wer-
den zum
Teil aus den Profiten des Drogen-
geschäfts finanziert.
1963-1975,Vietnam: Im Genfer
Indochina-Abkommen wird 1954
festgelegt,
daß sich die Truppen der Demokratischen
Republik
Vietnam zunächst auf den Norden
des Landes, die Truppen Frankreichs
auf
den Süden zurückziehen sollen. Die Schluß-
bemerkung des
Abkommens sieht die Verei-
nigung des Landes vor. Die USA erkennen
diese Schlußerklärung nicht an. In Südviet-
die Invasion
scheitert, gehen die USA zu ei-
ner scharfen Blockadepolitik über, die
Kuba
nach dem Wegfall der sozialistischen Länder
in akute
Versorgungsnot bringt.
nam setzen sie ihnen genehme Satrapen ein,
1963 eine offene
Militärdiktatur. 1964 in-
szenieren sie den »Zwischenfall in der Ton-
kinbucht« in der Nähe der nordvietnamesi-
ehen Hauptstadt und
bombardieren seit
1965 Nordvietnam. Insgesamt kämpfen in
Vietnam
2,6 Millionen US-Soldaten. Die
Sprengkraft ihrer Bomben und Raketen
übertrifft die des Zweiten Weltkrieges um
das Dreifache.
Flächenbombardements mit
Napalm und Chemiewaffen hinterlassen
weite Gebiete von verbrannter und ver-
seuchter Erde. In Vietnam
kommen drei
Millionen Menschen zu Tode, eine halbe
Million werden
verkrüppelt. 900.000 Kinder
bleiben als Waisen zurück.
1963-1990, Südafrika: Mit ihren
Aufklärungssystemen unterstützt die
CIA
die Jagd auf Gegner des Apartheidsystems.
120.000 Anhänger des
ANC werden getötet.
Auch die Festnahme von Nelson Mandela
wird von
der CIA organisiert.
1964, Brasilien: Der 1961 gewähl-
te Präsident Joao Goulart setzt
vorsichtige
soziale Reformen in Gang. Als er Höchst-
grenzen für
den Abfluß von Profiten ins
Ausland erläßt und eine Tochter des US-
Konzerns ITT verstaatlicht, organisiert die
CIA einen Putsch und
verhilft einer Militär-
junta zur Macht, die alle Sozialreformen
rückgängig macht und die diplomatischen
Beziehungen zu Kuba
abbricht.
1965, Dominikanische Republik:
Der 1963 demokratisch gewählte
Präsident
Juan Bosch wird wegen seiner sozialrefor-
menschen Pläne
vorn Militär weggeputscht.
Als eine wachsende Volksbewegung seine
Rückkehr fordert, schicken die USA 23.000
Mann auf die Insel und
schlagen den Auf-
stand nieder.
1965, Indonesien: Gegen den anti-
imperialistischen Kurs von
Präsident Sukar-
no bringt die CIA die von ihr kontrollierte
Armee
in Stellung. Als die linke »Volks-
front«, die stärkste Stütze des
Präsidenten,
versucht, die Armeeführung zu entmachten,
kommt es
zum lange geplanten »Gegen-
schlag«. Hunderttausende Anhänger Sukar-
nos werden ermordet. An die Stelle Sukar-
nos tritt Suharto, ein
bedingungsloser Ge-
folgsmann Washingtons.
1967, Griechenland: Wenige Wo-
chen vor den Wahlen inszeniert die
CIA den
»Obnistenputsch« gegen die demokratische
Regierung
Papandreou. Allein im ersten
Monat danach kommen 8.000 Menschen zu
Tode. Es beginnt eine siebenjährige faschi-
stische Herrschaft.
1967, Bolivien: Die CIA dirigiert
den Kampf der bolivianischen
Armee gegen
die aufständische Guerilla und auch die
Festnahme der
Gruppe von Che Guevara,
der ermordet wird.
1970-1973, Chile: 1970 erhält der
Kandidat der »Unidad Popular«,
Salvador
Allende, bei den Präsidentschafiswahlen die
Mehrheit. Als
der Chef der chilenischen Ar-
mee, Ren6 Schneider, sich dem Drängen
der
USA widersetzt, einen Militärputsch durch-
zuführen, wird er
von einem von der CIA
organisierten Kommando ermordet. Nach
dreijährigen Sabotage- und Destabilisie-
rungsaktivitäten führt
der Nachfolger
Schneiders, General Pinochet, den CIA-
Putsch
durch. Präsident Allende wird ermor-
det, das Fußballstadion in
Santiago wird
zum Gefangenenlager für Zehntausende An-
hänger des
demokratischen Präsidenten.
Tausende Aktivisten linker Parteien und
Ge-
werkschaften werden von Todeskommandos
gejagt und umgebracht.
US-Außenminister
Kissinger kommentiert das Vorgehen seiner
Regierung so: »Ich sehe nicht ein, daß wir
zulassen sollten, daß
ein Land marxistisch
wird, nur weil die Bevölkerung unzurech-
nungsfähig ist.«
1972, Honduras: Nach direkten
Interventionen der USA und
Militärput-
schen 1972, 1975 und 1978 oktroyieren die
USA eine
Verfassunggebende Versamm-
lung, zu deren Wahl Christdemokraten, So-
zialisten und Kommunisten nicht zugelassen
sind (1980).
1974, Zypern: Zusammen mit der
faschistischen griechischen Junta
organisie-
ren die CIA und das US-Außenministerium
einen Putsch
gegen den demokratisch ge-
wählten Präsidenten des Inselstaates,
Erzbi-
schofMakarios. Der Präsident kann dem At-
tentat entkommen.
Als die Demokraten in
Athen die Obristenjunta verjagen, wechselt
US-Außenminister Kissinger auf die Seite
der Türkei, die Zypern
überfallen hat. Tau-
sende werden getötet, 200.000 Menschen
verlieren ihre Heimat.
1975, Osttimor: Die USA weigern
sich, die von der
Befreiungsbewegung Freti-
im ausgerufene Republik (vorher eine Kolo-
nie Portugals) anzuerkennen und unterstüt-
zen die Invasion des
Landes durch das indo-
nesische Suharto-Regime, das selbst wirt-
schaftlich und militärisch von den USA aus-
gehalten wird. In den
anschließenden Mas-
sakern werden 200.000 Timoresen getötet.
1976, Argentinien: Unter Anlei-
tung der CIA findet ein
Militärputsch gegen
die zivile Regierung statt. Todesschwadro-
nen
im Auftrag des Videla-Regimes terrori-
sieren das Land. Tausende
werden ermordet
oder verschwinden für immer. Die CIA baut
Buenos
Aires zu ihrer Zentrale aus, von wo
sie Mordkommandos gegen mißliebige
Per-
sonen und Gruppen in ganz Lateinamerika
entsendet.
1976/82, Angola: Die USA unter-
stützen mit Waffen und
Spezialkommandos
die auch vom rassistischen Südafrika aus-
gerüsteten Rebellen gegen die Regierung
der nationalen Befreiung.
Das Land versinkt
in einem selbstzerstörerischen Bürgerkrieg.
1980-1988, Iran/Irak: 1979 muß
im Iran der US-Statthalter Shah Reza
Palewi
dem Shiitenfiihrer Ayatolla Chomeini Platz
machen.
US-Präsident Carter stellt darauf-
hin die nach ihm benannte Doktrin
auf: »Ein
Versuch einer dritten Macht, Einflußnahme
im Persischen
Golf zu erreichen, wird als
ein Anschlag gegen lebenswichtige Interes-
sen der Vereinigten Staaten gewertet und
wird mit allen
notwendigen Mitteln, ein-
schließlich militärischer Gewalt, zurückge-
schlagen.« Die USA rüsten den Irak mit mo-
dernsten, auch
chemischen Waffen zum An-
griff auf den Iran aus. Mit Beginn der Of-
fensive 1980 wird der Irak auch mit Auf-
klärungsmaterial von
Satelliten und Awacs-
Flugzeugen unterstützt. In dem achtjährigen
Krieg kommen Hunderttausende ums Le-
ben, unter anderem durch den
Einsatz von
Giftgas. 1984 schießen die USA zwei irani-
sche
Kampfflugzeuge über dem Persischen
Golf ab, 1987 holt das
US-Kriegsschiff
»Vincennes« einen iranischen Airbus runter
— 270 Zivilisten finden den Tod. Durch die
militärische
Unterstützung der USA wird
der Irak zur regionalen militärischen Groß-
macht.
Gleichzeitig unterstützen die USA
den Iran mit dem
Ziel, daß die beiden Län-
der sich gegenseitig mattsetzen. Über Israel
werden Waffen im Wert von 80 Milliarden
Dollar an den Iran
geliefert. Auch der BRD-
Geheimdienst BND ist bei dem Waffendeal
behilflich. In der BRD werden in dieser Zeit
iranische
Militärpiloten ausgebildet. Das
Waffengeschäft mit dem Iran wird am
US-
Kongreß vorbei abgewickelt. Mit den iran-
schen Milliarden
kann die Reagan-Regie-
rung in aller Welt »Contras«, Söldnereinhei-
ten gegen mißliebige Regierungen, unterhal-
ten.
1980-1990, Afghanistan: Die CIA
heuert aus allen arabischen Ländern
Aktivi-
sten des islamischen Fundamentalismus an,
um sie als
»Heilige Krieger« gegen die von
den Sowjets gestützte Regierung in
Afghani-
stan einzusetzen. Zu den von der CIA aus-
gebildeten
Terroristen gehört auch Bin La-
den, dessen Organisation »Al-Qaida
— Die
Basis« unter der Agide der CIA entsteht.
Zur
Finanzierung der Guerilla organisiert
die~ClA zusammen mit dem
pakistanischen
Geheimdienst den Drogenanbau in Pakistan
und den
»befreiten« Gebieten Afghanistans.
Der Drogenhandel in alle Welt wird
mit Hil-
fe der~ CIA-Logistik bewerkstelligt. Die
»arabischen
Afghanen« der CIA finden
nach der Niederlage der Sowjetunion in den
USA ein neues Ziel ihres »Heiligen Krie-
ges«.
1981/85, Nicaragua: Aus dem
Waffengeschäft mit dem Iran finanziert
die
US-Regierung den Auffiau und Unterhalt ei-
ner Söldnertruppe
in Nicaragua, die sich vor
allem aus Soldaten und Offizieren der Ar-
mee des früheren Diktators Somoza zusam-
mensetzt. Dieser Einsatz
von mehreren tau-
send »Contras« widerspricht einer ausdrück-
lichen Festlegung des US-Kongresses. Ne-
ben den Geldern aus dem
Waffengeschäf
mit dem Iran stehen der CIA weitere Fi-
nanzquellen
zur Verfügung. Die US-Piloten
schaffen über Costa Rica, Honduras und
Panama Waffen heran, auf dem Rückflug in
die USA nehmen sie Drogen
mit, die auf
diese Weise in die USA gelangen. Partner
der CIA ist
das Drogenkartell von Medellin.
1986 stellt der Internationale
Gerichtshof in
Den Haag fest, daß die paramilitärischen
Aktionen
der USA das Völkerrecht verletzt
haben.
1981/92, El Salvador: Die
FMLN (Nationale Befreiungsfront Farabun-
do Marti) wird zur bestimmenden Kraft ge-
gen die von den USA
eingesetzte Regie-
rung. Der CiA-Agent Roberto d‘Aubuisson
gründet die ARENA, deren Todesschwadro-
nen Tausende Regimegegner
umbringen,
darunter den Erzbischof Oscar Romero.
Auch nach dem
Friedensschluß 1992 setzt
die ARENA ihre Mordaktionen fort, was
von den UN mehrfach verurteilt wird.
1982, Falklands/Malvinas: Die
USA unterstützen Großbritannien im
Feld-
zug zur Wiedererlangung der Inseln vor Ar-
gentinien mit
Satellitenaufklärung und ande-
ren technologischen Einrichtungen. 750
ar-
gentinische und 250 britische Soldaten kom-
men bei der Aktion
ums Leben.
1982/84, Libanon: Unter Einsatz
von Kriegsschiffen und -flugzeugen
sowie
ihrer Mannes an Land vertreiben die US-
Truppen die PLO und
installieren die Pha-
langisten als dominierende Macht. Das Ma-
rinekorps in Beirut wird angegriffen, wor-
authin die US-Navy das
Land von See aus
unter Beschuß nimmt.
1983, Grenada: Die USA überfal-
len das kleine mittelamerikanische
Land, li-
quidieren die marxistische Regierung und
setzen ein
ihnen genehmes Regime ein.
Über vierhundert Grenadanier und 84 Kuba-
ner, vor allem Bauarbeiter, werden umge-
bracht.
1984/86, USA-Libyen: In seiner
Nationalen Sicherheitsdirektive Nr.
138 er-
klärt Präsident Reagan 1984 den Kampf ge-
gen staatlich
geförderten Terrorismus zum
vorrangigen Ziel. Zwei Jahre später wird
Li-
byen zum ersten Testfall der neuen Doktrin.
Die
Bombardierungen fordern mindestens
40 zivile Opfer, darunter die
Tochter von
Staatschef Ghaddafi.
1986, Haiti: Nachdem der US-Va-
sall »Baby Doc« Duvalier nicht mehr
zu
halten ist, installieren die USA eine Militär-
junta.
1986, Bolivien: US-Armee-Einhei-
ten kontrollieren weite Teile des
Landes, an-
geblich um den Kokainanbau und -handel zu
bekämpfen.
1989/90, Panama: Ein Bombarde-
ment zerstört große Teile von Panama
City.
27.000 US-Soldaten übernehmen die Kon-
trolle und verhaften
die Regierung Noriega.
Über 2.000 Menschen sterben, 15.000 wer-
den obdachlos. Angeblich geht es um die
Verhaftung Noriegas, dem
Drogenhandel
vorgeworfen wird. Ein Verbrechen, das der
Expräsident
jahrelang mit Wissen und zum
großen Teil im Auftrag der CIA begangen
hat. Die Invasion findet zwei Monate vor
den Wahlen in Nicaragua
statt, bei denen die
Sandinisten mit guten Aussichten antreten.
1991, Haiti: Die CIA veranlaßt ei-
nen Militärputsch gegen den
ersten demo-
kratisch gewählten Präsidenten, Jean-Ber-
trand
Aristide. Die neue Militärjunta stürzt
das Land in eine dreijährige
Periode
schlimmster Menschenrechtsverletzungen.
1991, Irak: Nach dem Überfall
des Irak auf Kuwait bombardieren die
USA
mit einigen Verbündeten den Irak und beset-
zen weite Teile
des Landes. In den ersten
Angriffen kommen 200.000 Menschen ums
Leben. Die weiteren Bombardierungen und
das bis heute andauernde
Embargo haben
zum Tod von möglicherweise zwei Millio-
nen Menschen
geführt.
1992/94, Somalia: US-Truppen,
See- und Luftstreitkräfte stellen
sich im
Rahmen einer UN-Mission auf die Seite der
ihnen genehmen
Fraktion im Bürgerkrieg.
Der Einsatz endet in einem Fiasko.
1993/95, Bosnien: Im Rahmen von
Nato-Aktionen bombardieren
Kampfflug-
zeuge serbische Stellungen und sorgen für
die
Lufthoheit der bosnischen Sezessioni-
sten.
1995, Kroatien: US-Kampfflug-
zeuge bombardieren zwecks
Vorbereitung
einer kroatischen Offensive serbische Flug-
plätze.
1998, Afghanistan: Angriff mit
Cruise Missiles auf frühere
CIA-Ausbil-
dungslager in Afghanistan, wo Einheiten
von Bin Laden
vermutet werden, den die
USA für Anschläge auf US-Botschaften ver-
antwortlich machen.
1998, Sudan: Raketenangriff auf
eine pharmazeutische Fabrik, die
angeblich
Nervengas für Terroristen herstellt. Die
USA erklären
später, daß es sich um einen
Irrtum gehandelt habe.
1999, Jugoslawien: Angeführt von
den USA bombardiert die Nato
Jugoslawi-
en. Die 78 Tage währenden Bombardierun-
gen, die dem
Völkerrecht und selbst dem
Nato-Vertrag zuwiderlaufen, nennt die Nato
eine »humanitäre Aktion«, weil es darum
gehe, die
Menschenrechtsverletzungen des
Milosevic-Regimes zu stoppen. Die Nato
setzt Uranmunition und Splitterbomben ein.
2.000-4.000 Menschen
werden getötet, bis
zu 6.000 verletzt, durch die Bombardierung
von
Chemiefabriken, Erdgasanlagen und
Erdölraffinerien werden weite
Gebiete ver-
seucht. Das Kosovo wird von Jugoslawien
abgespalten
und de facto zum Nato-Protek-
torat.
Ausgewählte Literatur:
Philip Agee: CIA intern. Hamburg 1979
Werner Biermann: Die Herren der Welt. Köln
2000
Andreas von
Bülow: Im Namen des Staates.
München 1998
Noam Chomsky: Wirtschaft
und Gewalt. Mün-
chen 1995
Eduardo Galeano: Das Jahrhundert des
Sturms.
Wuppertal 1988
T. N. Greene: The Guerilla — and
how 10 fight
hirn. New York 1962
Christopher Hitchens: Die Akte
Kissinger. Stutt-
gart/München 2001
Thomas Powers: CIA. Hamburg
1980